Du betrachtest gerade 5 Erziehungsmythen, die ich schnell über Bord geworfen habe

5 Erziehungsmythen, die ich schnell über Bord geworfen habe

Dieser Beitrag enthält Werbung in Form von Affiliate-Links. Wenn du über diese Links einkaufst, unterstützt du uns. Danke!

Bevor unsere Tochter geboren wurde, hatte ich – wie viele werdende Eltern – ganz genaue Vorstellungen davon, wie ich mein Kind erziehen würde. Ich glaubte, bereits alle Weisheiten der Kindererziehung verinnerlicht zu haben. Doch kaum war sie auf der Welt, musste ich schnell erkennen: Theorie und Praxis sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Zahlreiche gut gemeinte „Weisheiten“ und Ratschläge, die ich zuvor felsenfest glaubte, erwiesen sich im echten Familienalltag als haltlose Erziehungsmythen. Die folgenden fünf Mythen habe ich schneller über Bord geworfen, als ich „Windelwechsel“ sagen konnte – und das aus gutem Grund.

1. Erziehungsmythos: Babys kann man durch Nähe verwöhnen

Noch bevor das Baby da ist, hören frischgebackene Eltern oft Warnungen wie: „Lass dein Baby nicht dauernd auf deinem Arm einschlafen, sonst verwöhnst du es!“ Diese Vorstellung habe ich schnell abgelegt. Fakt ist: Ein Neugeborenes kann man nicht durch Liebe, Nähe oder tröstendes Auf-den-Arm-Nehmen verwöhnen. Im Gegenteil: In den ersten Monaten braucht ein Baby Geborgenheit und Körperkontakt, um sich sicher zu fühlen. Wenn unser kleiner Schatz weint, hat das einen Grund – Hunger, eine volle Windel oder schlicht das Bedürfnis nach Nähe. Indem wir darauf reagieren, zeigen wir unserem Kind: „Du bist nicht allein, wir sind für dich da.“ Das Urvertrauen, das so entsteht, ist die Basis für eine sichere Bindung.

Mein Tipp: Anstatt dein Baby schreien zu lassen, erfülle seine grundlegenden Bedürfnisse. Nimm es ruhig viel auf den Arm, kuschle und trage es herum. Wir haben beste Erfahrungen damit gemacht, unsere Tochter im Alltag nah bei uns zu haben – zum Beispiel unterwegs im Tragetuch oder in einer Tragehilfe. So bekommt das Baby die ersehnte Nähe, während Mama oder Papa trotzdem die Hände frei haben. Keine Sorge: Du verziehst dein Kind nicht, wenn du es viel trägst oder schnell auf sein Weinen reagierst. Im ersten Lebensjahr kann man ein Baby schlicht nicht mit zu viel Liebe „verwöhnen“ – Nähe und Zuwendung sind genau das, was ein Baby braucht.

Weiterführende Lektüre: Falls dich das Thema interessiert, schau gern in unseren Artikel Wachstumsschub Baby: Was dein Baby wirklich braucht (und was nicht) vorbei. Dort erklären wir, warum Babys gerade in anstrengenden Phasen besonders viel Nähe einfordern und wie du damit umgehen kannst.

2. Erziehungsmythos: Schreien lassen ist „gut für die Lunge“

Diesen alten Spruch hast du vielleicht von der älteren Generation gehört. Ehrlich gesagt wollte ich ursprünglich auch nicht bei jedem Mucks gleich ins Kinderzimmer sprinten. Doch schnell änderte sich meine Haltung: Ein Baby gezielt schreien zu lassen, ist kein sinnvolles Erziehungsmittel. Neugeborene schreien nicht, um uns zu ärgern oder zu manipulieren – sie kommunizieren damit ihre Bedürfnisse. Lange Schreiphasen ohne Trost können hingegen das Urvertrauen deines Kindes schwächen. Natürlich kommt es vor, dass ein Baby trotz aller Bemühungen weint (z.B. wegen Bauchweh). Aber geplant „Schreien lassen“, um es „abzuhärten“, habe ich ganz schnell als Mythos abgetan.

Stattdessen gilt: Reagiere feinfühlig auf die Signale deines Babys. Wenn es weint, versuche herauszufinden, was es braucht. Vielleicht hilft schon sanftes Schaukeln, Summen oder das vertraute Geräusch deiner Stimme. Manche Babys lieben es, wenn man ihnen leise vorsingt oder weiße Geräusche vorspielt (z.B. das Rauschen eines dimmbaren Nachtlichts mit Geräuschfunktion](https://amzn.to/ukRvnBh). Wichtig ist: Dein Baby soll merken, dass es nicht alleine ist mit seinem Kummer. So lernt es allmählich, dass die Welt ein sicherer Ort ist und Mama/Papa ihm in schwierigen Momenten helfen.

3. Schlaf-Mythos: Frischgebackene Eltern erwarten zu viel

Hand aufs Herz: Auch wir hatten gehofft, dass unser Kind möglichst früh „durchschläft“. Und natürlich hört man von überall – meist neugierige Bekannte – die berüchtigte Frage: „Schläft dein Baby schon durch?“ Die Erwartung, dass ein wenige Monate altes Baby nachts 8 Stunden am Stück schläft, ist jedoch völlig unrealistisch. Die Wahrheit: Die meisten Babys wachen nachts auf – und das ist normal. Ein Baby hat einen anderen Schlafrhythmus als wir Erwachsene, mit viel kürzeren Schlafzyklen. Zudem werden Neugeborene nachts wach, weil sie Hunger haben oder einfach Nähe brauchen. Das Durchschlafen definieren Experten übrigens schon als 5–6 Stunden am Stück – und selbst das erreichen viele Kinder erst im Laufe des ersten Lebensjahres oder später. Unser Tipp an alle müden Eltern: Macht euch keinen Druck und vergleicht euer Baby nicht mit angeblichen „Vorzeigeschläfern“.

Damit wir trotzdem zu etwas Erholung kommen, haben wir uns im Schlaf arrangiert. In den ersten Monaten hat unsere Tochter bei uns im Elternschlafzimmer geschlafen – nachts in einem Beistellbett, das direkt an meiner Seite stand. So konnte ich sie zum Stillen einfach zu mir holen, ohne ganz aufzustehen. Außerdem beruhigte sie unsere unmittelbare Nähe. Später, als sie älter wurde, haben wir langsam versucht, sie ans eigene Bettchen im Kinderzimmer zu gewöhnen. Doch gerade am Anfang kann ich jedem empfehlen: Hol dir den Schlaf, wo du kannst! Ob das Baby im Familienbett schläft, im Beistellbett nebenan oder mal auf Papas Brust – macht, was für eure Familie am entspanntesten ist. Starre Regeln helfen keinem weiter – wichtig ist, dass am Ende alle etwas Schlaf bekommen. Und falls euer Baby mit 8 Monaten immer noch aufwacht: Willkommen im Klub müder Eltern! Mehr dazu, warum das völlig normal ist und was helfen kann, findest du in unserem Artikel Hilfe, mein Baby schläft nicht durch – Ursachen & Tipps für müde Eltern.

4. Still-Mythos: Stillen klappt immer von selbst – stimmt das?

Ich war fest davon überzeugt, dass das Stillen schon intuitiv funktionieren würde – schließlich ist es das Natürlichste der Welt, oder? Leider sah die Realität etwas anders aus. Viele frischgebackene Mamas (und Papas als Unterstützer) müssen sich das Stillen erst gemeinsam mit dem Baby erarbeiten. Wunde Brustwarzen, Anfangsschwierigkeiten beim Anlegen und die Verunsicherung, ob das Baby genug Milch bekommt, sind keine Seltenheit. Wir haben schnell begriffen: Der Mythos vom „Selbstläufer“ beim Stillen stimmt nicht ganz. Es ist absolut okay, wenn das Stillen nicht reibungslos startet – und es sagt nichts über deine Qualitäten als Mutter aus!

In unseren ersten Wochen haben uns kleine Hilfsmittel enorm geholfen, z.B. spezielle Stillhütchen und kühlend-heilende Silberhütchen gegen wunde Brustwarzen. Dadurch wurde das Stillen deutlich angenehmer. Und wir haben gelernt, uns keinen unnötigen Druck zu machen: Wenn es mit dem Stillen mal gar nicht klappen will oder die Schmerzen zu stark werden, ist es absolut in Ordnung, abgepumpte Milch oder Flaschennahrung zu geben. Das Wichtigste ist, dass das Baby satt und gesund wird – und dass es Mama gut geht. Jede Familie findet hier ihren eigenen Weg. Ob voll stillen, teilstillen oder Fläschchen – lass dich nicht von Mythen verunsichern. Du bist keine schlechtere Mutter, wenn du Hilfe annimmst (sei es von einer Stillberaterin oder in Form von Pre-Milch). Im Zweifel wende dich an deine Hebamme oder eine Stillgruppe, anstatt dich von äußeren Kommentaren verrückt machen zu lassen.

Persönlicher Rat: Mach es dir beim Füttern gemütlich! Ein gutes Stillkissen kann Wunder wirken, um eine bequeme Position zu finden, in der du dein Baby entspannt anlegen oder die Flasche geben kannst. Leg dir ruhig Snacks und Wasser bereit – Stillen (oder Fläschchengeben) macht durstig und hungrig. Und vor allem: Hab Geduld mit dir selbst. Ihr zwei müsst euch erst aufeinander eingrooven.

5. Mythos: Gute Eltern brauchen keine Hilfe – Quatsch!

Bevor unser Baby da war, dachte ich, meine Frau und ich würden den neuen Alltag schon mit links wuppen – schließlich hatten wir uns eingehend vorbereitet. Doch schnell haben wir verstanden, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, Hilfe anzunehmen. Im Gegenteil: „Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen“ mag abgedroschen klingen, aber es stimmt! Die Vorstellung, dass perfekte Eltern alles alleine meistern, ohne je erschöpft oder ratlos zu sein, ist ein Mythos, der nur unnötigen Druck erzeugt.

Wir haben zum Glück eine Familie und Freunde, die uns von Anfang an ihre Unterstützung angeboten haben. Anfangs wollten wir aus Stolz oder Unsicherheit vieles alleine machen. Doch bald merkten wir, wie erleichternd es sein kann, Hilfe anzunehmen: Sei es, dass die Großeltern mal für zwei Stunden mit dem Kinderwagen spazieren gehen, während wir ein Nickerchen machen. Oder eine Freundin kocht einen Topf voll Essen für uns – so haben wir eine Sorge weniger. Diese Unterstützung haben wir nicht mehr als „Einmischung“ gesehen, sondern als echten Segen.

Unser Fazit: Zögere nicht, dein Netzwerk zu aktivieren. Frag nach Hilfe, wenn du sie brauchst, und nimm Unterstützung an, wenn man sie dir anbietet. Du musst niemandem beweisen, dass du eine Super-Mama oder ein Super-Papa bist, der alles alleine schafft. Im Gegenteil: Indem du auf dich selbst achtest und auch mal Aufgaben abgibst, sorgst du dafür, dass du Kraft für dein Baby hast. Elternsein ist ein Marathon, kein Sprint – Pausen und Unterstützung helfen dir, bei Laune und Gesundheit zu bleiben.


Zum Schluss: Lass dich nicht verrückt machen! Jede Familie ist anders, und was für die einen funktioniert, muss für die anderen nicht passen. Wichtig ist, dass du auf dein Bauchgefühl hörst und dich von alten Erziehungsmythen nicht verunsichern lässt. Wenn etwas für dich und dein Baby klappt – wunderbar! Wenn nicht, probier ruhig einen anderen Weg. Es gibt nicht den einen richtigen Weg, ein Kind großzuziehen, aber es gibt viele Mythen, die man getrost ignorieren kann. Bleib flexibel, hol dir Unterstützung und hab Vertrauen in dich selbst als Mama oder Papa. Du machst das toll – auch ohne „altkluge“ Ratschläge!